Mittwoch, 27. November 2013

Obsoleszenzlyrik #6

Dort, 
wo die Schwarte kracht.

Dort, wo 
die Sonne
lacht.

Gibt es kein zurück
zur Lichtung im
Wald des Wahns.

Dienstag, 12. November 2013

Traumtage Borkum

Traumtage "Borkum". 
Ein Rezept für mindestens 1 Person.

Zutaten:
Eine Woche Zeit.
Eine Insel.
Ein Buch.
Ein Friesennerz.
Ein Paar Gummistiefel.
Wind.
Ein Fernglas.
Gezeiten.
Ein Fahrrad.














Zubereitung:
Mit der Fähre anreisen und die Fahrt entlang der Fischerbalje genießen.
Ausschlafen, aber nicht allzu lang.
Ein Frühstück mit Ei, Kaffee, Brötchen, Quark und Sanddornmarmelade. Dazu jazzige Musik und eine Zeitung.
Durch die Greune Stee wandern mit einem Abstecher zur Kugelbake.
Ein Fischbrötchen am Alten Leuchtturm. 
Zum Vogelkiek an die Ronde Plate.
Zur Seehundsbank spazieren. 

Ein Kännchen Tee und Lesestunde im Teestübchen.




















Den Abendgottesdienst mitfeiern.
Eine Fahrt mit dem Triebwagen T1 "Schweineschnäuzchen.
 












Eine Pizza bei "Il Faro" 





















Durch die Fußgängerzone bummeln.
Im Strandkorb lesen und aufs Meer schauen.
Eine Wanderung durch die Ostlagune.
Bei Ebbe durchs Watt wandern und den Austernfischern bei der Nahrungssuche zuschauen.














Am Oststrand entlang in den Sonnenaufgang hineinwandern und Rauschen des Meeres genießen.














Bei Schietwetter in Gummistiefeln und Friesennerz am Nordstrand stehen, den Regen im Gesicht spüren und in der endlosen Weite klein werden.





















Bei einer Radtour in den Hafen von der Inselbahn überholt werden.
Lesestunde am Alten Deich.
Das Feuerschiff "Borkumriff" besichtigen.
Den Tag bei einem Glas Rotwein und einem guten Buch im "Matrix" an der Promenade ausklingen lassen.

Es tut gut, einfach Zeit zu haben und die Gedanken kreisen zu lassen. Irgendwann verselbständigen sie sich, werden kleiner und belangloser. Wenn man vor der Weite des Horizontes spürt, wie klein man eigentlich ist, hat man das Gefühl, einen großen Ballast abgeworfen zu haben. 



 











Zeit haben, ohne Termindruck. Man kann den Traumtag auf viele erdenkliche Weisen zubereiten, viele Variationen von Kultur- und Naturerlebnissen einflechten. Das wichtigste ist jedoch, völlig zu sich zu kommen mit dem was man tut. Dinge wieder so tun, ohne schon den nächsten Punkt auf der To-Do-Liste im Kopf und womöglich schon begonnen zu haben. Nach einiger Zeit beginnen sich Körper und Geist auf den Rhythmus der Insel einzupendeln. Die Seeluft macht hungrig und müde und es ist ein wunderbares Gefühl, abends früh auf dem Sofa einzuschlafen. Den Schlaf dann anzunehmen, während vielleicht Windböen ums Haus pfeifen oder Regentropfen aufs Dachfenster klopfen, um dann am nächsten Morgen ausgeruht einen neuen Tag beginnen zu können.




 

Montag, 11. November 2013

Allerheiligenkirmes

Soest steht wieder einmal Kopf. Zum 676. Mal geht es in der Innenstadt rund. Die Allerheiligenkirmes ist einer der schönsten Jahrmärkte. Von besonderem Reiz ist die Lage inmitten der historischen Fachwerkhäuser der Bördemetropole. Nun bin ich nicht der Fan von Fahrgeschäften, doch auch für Karrusselabstinenzler bietet die Kirmes zahlreiche Attraktionen:















Fröschekloppen























ein Bullenauge















Pferderennen



superfrische Reibekuchen von Roscher























Und natürlich jede Menge tolle Lichteffekte, in diesem Jahr durch die Nässe des Regens noch verstärkt.







Mittwoch, 6. November 2013

Cahlenberg

Eine neue Lektüre liegt auf meinem Nachttisch. Ein Zufallskauf in Berlin in der wunderschönen Buchhandlung Fürst und Iven am Savignyplatz. Beim Stöbern durch die Regale bin ich über den als Landkarte gestalteten Buchrücken gestolpert und ein paar Seiten angelesen. Der Rhythmus des Buches gefiel mir spontan. Mir war da noch nicht sofort bewusst, einen Roman gekauft zu haben, der in den 80ern der DDR spielt.
Mit der DDR verbinde ich keine persönlichen Erfahrungen, das Leben dort ist mir nur aus Erzählungen, Filmen oder anderen Berichten bekannt. Auch aus Besuchen in der Nachwendezeit, als der Unterschied zwischen Ost und West noch richtig spürbar war. Ich muß bei der Sprache des Buches unwillkürlich an diejenige von Günter Grass‘ „Ein weites Feld“ denken oder an Martin Walser in „Finks Krieg“. Es liegen erst einige Seiten Lektüre hinter mir, doch zieht mich die Story in ihren Bann und ich tauche ein in eine Zeit und einen Raum von der bleierner Gräue. Aus der heutigen Perspektive betrachtet wird einem die enorme politische Brisanz mancher Formulierungen bewusst. Der Text ist noch zu Zeiten der DDR entstanden, wurde jedoch erst 1994 veröffentlicht. Cahlenberg, der Ort als Metapher einer Utopie eines menschlicheren Sozialismus, einer Gesellschaftsform, die dem Menschen Raum zum Atmen lässt, aber auch eine umfassende Kritik an den Irrungen und Wirrungen der Nachwendezeit.
Schon auf der ersten Seite findet sich eine Passage, die wie ein Fanal den Untergang der DDR ankündigt: „Cahlenberg zwölf Kilometer. Er sei gefahren wie der Teufel. Mindestens zehn Kilometer. Und auf einmal sei er wieder auf einen Wegweiser gestoßen. Cahlenberg einundzwanzig Kilometer [...] Je weiter er gefahren sei, um so weiter habe er sich offensichtlich von Cahlenberg entfernt“.

Die Sprache des Buches wird zunehmend rasanter und bedrückender, nimmt einem stellenweise den Atem. Einige Traumszenen wirken nicht nur surrealistisch, in ihnen zeigt sich vor allem die Angst des Erzählers vor den massiven Umweltverschmutzungen, die in der DDR an der Tagesordnung waren. Es kann so nicht weitergehen mit dem Arbeiter- und Bauernstaat. Journalisten stürzen sich reihenweise aus dem Fenster, weil sie nicht das veröffentlichen dürfen, was sie gerne würden. "Die Zeit ist noch nicht reif für so etwas. So weit sind wir noch nicht." 
Aber man kann trotzdem spüren, daß es unter der von den Mächtigen wohlbehüteten Bettdecke brodelt: Immer mehr Menschen verschwinden plötzlich. Sie machen "rüber" oder sich auf den Weg nach Cahlenberg. Dieser Verlust an Menschen führt auch dazu, daß der Theaterintendant Clawohn das Stück "Romeo und Julia" nicht in der gewohnten Weise besetzen kann: statt eines jungen Paares muß er auf fast siebzigjährige Schauspieler zurückgreifen. Was im Westen als innovatives Theaterkonzept durchgehen könnte, ist dort blanker Notwendigkeit geschuldet. 
Immer weiter schiebt der Autor den Höhepunkt des Romans weiter hinaus, den einzigen Satz, den Rochhausen der Schweiger, in diesem Jahr gesagt hat. Die Ankündigung des Satzes läuft wie ein Running Gag durch das Buch, erst ganz zum Schluß kommt es zur Offenbarung: Es ist alles ganz anders

Hätte dieses Buch zu Zeiten der DDR veröffentlicht werden können und dürfen? Nein, wahrscheinlich nicht, eben weil "die Zeit noch nicht reif für so etwas" war. Die Notwendigkeit, an so etwas wie Cahlenberg zu glauben, war sicherlich da. Auch wenn der Autor zeigt, daß es doch keine wirkliche Idylle gewesen wäre. Völlig zurück zur Natur - es ist nicht möglich.

Dienstag, 5. November 2013

Obsoleszenzlyrik #4

Da fährt die alte Utzenbichler mit dem Rad.
Da fährt die alte Utzenbichler mit dem Rad.
Da fährt die alte Utzenbichler
fährt die alte Utzenbichler
fährt die alte Utzenbichler
mit dem Rad.


Freitag, 1. November 2013