Samstag, 23. März 2013

Römische Betrachtungen

{081|365} ~ 22.03.2013 by Greune Stee
{081|365} ~ 22.03.2013, a photo by Greune Stee on Flickr.

Aktuelle Lektüre: Marie Luise Kaschnitz: Engelsbrücke. Römische Betrachtungen.

Die Stadt wächst beständig, schiebt sich hinaus in die Campagna, nicht mit kleinen vorsichtigen Landhäusern, sondern mit halben Wolkenkratzern von kastenförmiger, vielfenstriger Konstruktion.

Der Band erschien erstmals 1955, in einer Zeit des Aufbruchs nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Der Band ist kein typisches Buch der Reiseskizzen, in dem die Sehenswürdigkeiten der Stadt beschrieben werden. Vielmehr geht es der Kaschnitz darum, durch Reflexionen und Selbstbefragungen dem Wesen der Stadt auf den Grund zu kommen. Das Interessante dabei: Die Stadt scheint zwischen den Zeilen bruchstückhaft hervor, es gibt Sprünge zwischen verschiedenen historischen Zeitachsen. Es sind zarte Texte, ich spüre die Zurückhaltung und Verängstigung der Autorin angesichts der Geschehnisse und des Fortrinnens der Zeit.

An der Hinterwand des Nymphäums liegt bequem und klopflos ein junger mnarmorner Flußgott, und um ihn rieselt das Wasser, warm und lieblich und völlig unbeteilgt an jedem menschlichen Geschehen.

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